Ökologischer Ausbau der Gersprenz
Die Gersprenz ist im Unterlauf ausgebaut und wirkt eingeengt, monoton und beinahe kanalartig. Die Umgestaltung hin zu einem naturnahen Gewässerlauf mit abwechslungsreicher Struktur, unterschiedlichen Strömungsbildern und einer natürlichen Substratverteilung ist das Ziel des Vorhabens „Ökologischer Ausbau der Gersprenz“. Dadurch soll die Habitatqualität und -vielfalt gesteigert und dadurch das ökologische Potenzial der Gersprenz gesteigert werden.
In Zukunft wird der Abfluss, der bisher bordvoll in der ausgebauten Gersprenz abgeführt wurde, bei erhöhten Abflüssen auf das neue, naturnahe Gerinne und das als Flutrinne belassene ausgebaute Flussbett aufgeteilt. Bereits vorhandene Retentionsräume bleiben dabei erhalten.
Die Gersprenz in Bayern
Das geplante Vorhaben liegt im nordwestlichen Bereich des Marktes Stockstadt am Main in Unterfranken, nahe der bayerisch/hessischen Landesgrenze. Die Gersprenz besitzt eine Gesamtlänge von ca. 73 km und mündet unterhalb von Stockstadt in den Main. Die Gersprenz verläuft zum größten Teil auf hessischem Gebiet, nur ca. 7,5 km des Unterlaufs bis zur Mündung liegen auf bayerischem Gebiet. Die Gersprenz entwässert hier rund 513 km². Der Romesbach, ein Gewässer dritter Ordnung, ist ein Zufluss der Gersprenz.
Die Maßnahmen
Das Vorhaben gliedert sich in drei Bauabschnitte:
Abschnitt |
Von Fluss-km |
Bis Fluss-km |
Länge (m) |
---|---|---|---|
B1 (Gersprenz) |
3,0 |
3,6 |
600 |
B2 (Gersprenz) |
0,9 |
2,75 |
1850 |
B3 (Romesbach) |
0,0 |
0,14 |
140 |
Im ersten Abschnitt wird ein neuer Gewässerverlauf westlich des jetzigen Gewässerbetts angelegt und das ehemalige Gewässerbett nach einer Teilverfüllung als Flutrinne zur Hochwasserentlastung belassen. Das neue Gewässerbett wird sich in Verbindung mit strukturverbessernden Totholzeinbauten naturnah entwickeln.
Grundsätzlich wird die Gestaltung eines unterschiedlich breiten Flussschlauches mit wechselnden Wassertiefen angestrebt. Es sollen sich auf den Gleithängen im amphibischen Bereich Röhrichte und im lateralen Anschluss Auwald-artige Strukturen entwickeln können. Die Prallufer werden gezielt relativ steil gestaltet, um eine möglichst abwechslungsreiche, naturnahe Gewässerstruktur zu erhalten. Durch den Einbau von Störelementen, in Form von Störsteinen und vor Abschwemmung gesicherten Totholzstrukturen, wird die eigendynamische Entwicklung gefördert. Im Zuge der Entwicklung besteht ebenfalls die Möglichkeit der partiellen Verlandung als natürlicher Prozess und einer folgenden Ausbildung von Sekundärauenstandorten. Im weiteren Verlauf wird das Gewässer über eine Längsbank in zwei Läufe aufgeteilt. Ziel ist die Schaffung schnellfließender Abschnitte. Gemäß der Referenz des hydromorphologischen Gewässertyps sind Laufabschnitte mehrere bis viele schmale Längsbänke typisch. Sollte im Zuge der natürlichen Entwicklung einer der Läufe verlanden, wird dies so belassen.
Für den zweiten Abschnitt sollen am südwestlichen Ufer partiell 12 Uferaufweitungen durchgeführt werden. Dafür wird die gepflasterte Uferböschung aufgebrochen und es werden flache Uferböschungen (< 1:3) mit einer Längsausdehnung von 10 bis 75 m angelegt. Die Wasserbausteine des entnommenen westlichen Uferverbaus werden zur Sicherung des Dammfußes verwendet. Zusätzlich werden Sichelbuhnen zur Strömungslenkung am Fuß des Maindamms errichtet. Sie dienen dazu die Strömung vom Dammfuß abzulenken und stärker in Richtung der Aufweitungen zu führen. Der dritte Abschnitt umfasst den Mündungsbereich des Romesbachs. Es wird ein naturnaher Gewässerlauf mit einem durchwanderbaren Anschluss an die Gersprenz hergestellt. Vor dem Hintergrund der nur noch temporären Wasserführung des Gewässers ist vorwiegend mit der Ausbildung feuchter Auenstandorte zu rechnen. Das rezente Gerinne wird vom neuen Bachlauf über eine Krainer-Wand abgetrennt und bleibt als feuchte Geländemulde erhalten.
Bestehende Brückenbauwerke bleiben unverändert erhalten.
Die Auswirkungen
Die Anlage des neuen Gewässerbettes mit der Schaffung einer Sekundäraue im Bereich 1 bildet die Grundlage zur Entstehung potentiell hochwertiger Habitate (Lebensräume). Die baulichen Maßnahmen schaffen lediglich die Rahmenbedingungen für die Entstehung typspezifischer Strukturen und Habitate im Gewässer und seiner Aue. Es wird die Habitatverfügbarkeit und -vielfalt für das Makrozoobenthos erhöht.
Es ergeben sich durch die Maßnahme positive Effekte auf das Landschaftsbild, da auentypische Strukturen entstehen und die Strukturvielfallt erhöht wird. Das Gewässer wird für die Bevölkerung erlebbar und attraktiver.